Beate Klarsfeld (*13. Februar 1939 in Berlin) ist eine deutsch-französische Journalistin, Menschenrechtsaktivistin und eine der bekanntesten „Nazijägerinnen“ der Nachkriegszeit. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Serge Klarsfeld widmete sie ihr Leben der Aufdeckung und Verfolgung nationalsozialistischer Verbrechen sowie der Bewahrung des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.
Frühes Leben und politisches Erwachen
Geboren als Beate Auguste Künzel wuchs sie in einem konservativen Umfeld auf. Ihr Vater, ein Wehrmachtssoldat, kämpfte im Zweiten Weltkrieg, während Beate mit ihrer Mutter in Berlin lebte. Nach dem Krieg begann sie, die Rolle Deutschlands im Nationalsozialismus kritisch zu hinterfragen, insbesondere als sie erkannte, dass viele Täter unbehelligt blieben.
1959 zog sie nach Paris, wo sie Serge Klarsfeld kennenlernte, einen französischen Anwalt jüdischer Herkunft, dessen Vater im Holocaust ermordet wurde. Diese Begegnung prägte ihren weiteren Lebensweg entscheidend.
Die berühmte Ohrfeige und der Kampf gegen Kurt Georg Kiesinger
Internationale Aufmerksamkeit erlangte Beate Klarsfeld am 7. November 1968, als sie während eines CDU-Parteitags in Berlin den damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger öffentlich ohrfeigte. Mit dieser Aktion protestierte sie gegen Kiesingers frühere Mitgliedschaft in der NSDAP und seine Tätigkeit im Propagandaministerium unter Joseph Goebbels. Die Ohrfeige wurde zum Symbol des Widerstands gegen das Vergessen und die Verharmlosung nationalsozialistischer Vergangenheit.
Jagd auf NS-Verbrecher
Gemeinsam mit Serge Klarsfeld setzte sie sich unermüdlich für die Aufklärung von NS-Verbrechen ein. Sie trugen maßgeblich zur Festnahme und Verurteilung von Kriegsverbrechern wie Klaus Barbie, dem „Schlächter von Lyon“, bei. Auch die Fälle von Kurt Lischka, Alois Brunner und anderen wurden durch ihre Recherchen und öffentlichen Kampagnen wieder ins Bewusstsein gerufen.
1971 versuchte das Ehepaar Klarsfeld, Kurt Lischka in Köln zu entführen, um ihn der französischen Justiz zu übergeben. Obwohl der Versuch scheiterte, lenkte er die Aufmerksamkeit auf die mangelnde Strafverfolgung von NS-Tätern in Deutschland.
Politisches Engagement und spätere Jahre
Beate Klarsfeld engagierte sich auch politisch. 2012 kandidierte sie für das Amt des Bundespräsidenten als unabhängige Kandidatin mit Unterstützung der Partei Die Linke, unterlag jedoch Joachim Gauck.
Für ihre Verdienste erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter die israelische Tapferkeitsmedaille der Ghettokämpfer (1974), das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (2015) und die Ehrenlegion Frankreichs in verschiedenen Stufen. 2016 wurde ihr die israelische Staatsbürgerschaft verliehen – eine seltene Ehre für Nichtjuden.
Vermächtnis und Bedeutung
Beate Klarsfelds Lebenswerk steht für Zivilcourage, Gerechtigkeit und das unermüdliche Streben nach Wahrheit. Sie hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Ihr Engagement erinnert uns daran, wie wichtig es ist, sich gegen Unrecht zu erheben und die Vergangenheit kritisch zu hinterfragen.