Frühes Leben und journalistische Anfänge
Marta Hillers wurde am 26. Mai 1911 in Krefeld, Deutschland, geboren. Nach dem Besuch örtlicher Schulen studierte sie an der Sorbonne in Paris und bereiste anschließend verschiedene europäische Länder, darunter die Sowjetunion. Ihre Sprachkenntnisse in Französisch und Russisch sowie ihre journalistischen Fähigkeiten ermöglichten es ihr, für verschiedene Zeitungen und Magazine in Berlin zu arbeiten. Während des Zweiten Weltkriegs war sie in Berlin ansässig und erlebte die letzten Kriegstage hautnah mit.
„Eine Frau in Berlin“: Das Tagebuch einer Überlebenden
Zwischen dem 20. April und dem 22. Juni 1945 führte Hillers ein Tagebuch, in dem sie ihre Erlebnisse während der Schlacht um Berlin festhielt. Das Werk beschreibt eindringlich die massenhaften Vergewaltigungen durch sowjetische Soldaten und die Strategien der Frauen, sich durch Beziehungen zu Offizieren Schutz zu verschaffen. Hillers selbst ging eine solche Beziehung ein, um sich vor weiteren Übergriffen zu schützen. Das Tagebuch zeichnet sich durch seine nüchterne und reflektierte Sprache aus und bietet einen einzigartigen Einblick in das Leben der Zivilbevölkerung in einer zerstörten Stadt.
Veröffentlichung und Reaktionen
Erstmals wurde das Tagebuch 1954 in den USA unter dem Titel „A Woman in Berlin“ veröffentlicht, anonymisiert und mit Unterstützung des Autors Kurt Marek. Die deutsche Ausgabe erschien 1959 in der Schweiz, ebenfalls anonym. In Deutschland stieß das Buch auf Ablehnung; Kritiker warfen der Autorin vor, die Ehre deutscher Frauen zu beschmutzen. Diese Reaktionen führten dazu, dass Hillers keine weiteren Veröffentlichungen zu Lebzeiten zuließ.
Wiederentdeckung und Anerkennung
Nach Hillers‘ Tod im Jahr 2001 wurde das Buch 2003 in Deutschland erneut veröffentlicht und erlangte große Aufmerksamkeit. Der Literaturredakteur Jens Bisky identifizierte die Autorin als Marta Hillers, was zu einer Debatte über die Authentizität des Werkes führte. Untersuchungen bestätigten jedoch die Echtheit des Tagebuchs. Die Neuauflage wurde ein Bestseller und in mehrere Sprachen übersetzt. 2008 wurde das Buch unter dem Titel „Anonyma – Eine Frau in Berlin“ verfilmt.
Fazit
Marta Hillers‘ Werk gilt heute als bedeutendes Zeitdokument, das die Erfahrungen von Frauen im Krieg authentisch und ungeschönt darstellt. Es trägt dazu bei, das Verständnis für die komplexen Rollen von Frauen in Kriegszeiten zu vertiefen und die oft übersehenen Aspekte ihrer Erlebnisse ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.